G'schwätzt mit ...

(© Foto Iberl-Bühne)
(© Foto Iberl-Bühne)

... Raphaela Maier

 

 

Raphaela Maier (geb. Hinterberger) ist vielseitig unterwegs. Sie ist  eine ausgebildete Schauspielerin und Sängerin. Des Weiteren hat sie den Master in Literaturwissenschaften an der LMU erworben. Seit 2010 ist sie im Ensemble der Iberl-Bühne. Nach dem Tod Ihres Mannes Georg Maier (gestorben 01.01.2021, Theaterdirektor und Gründer der Iberl-Bühne) hat sie die Geschäftsführung übernommen. Neben der Iberl-Bühne tritt sie mit dem Gesangstrio Vox Humana auf, das neben ihr (Sopran) aus Ihrer Mutter Marlene (Orgel/Klavíer) und ihrem Bruder Daniel (Bariton) besteht. Der musikalische Schwer-


punkt liegt im sakralen Bereich, jedoch auch 'weltliche Musik' des Musiktheaters gehört zum Repertoire.

 

                                                        Liebe Raphaela Maier,

                                                        ich freue mich auf das Gespräch mit Ihnen!


 

 

Seit 2010 sind Sie ein Ensemble-Mitglied der Iberl-Bühne. Mittlerweile in geschäftsführender Position. Hat sich für Sie die Sichtweise auf die Iberl-Bühne geändert und wenn ja wie??

 

Durch das lange „Dabeisein“ im Iberl wächst man natürlich in alles immer besser rein, sei es in schauspielerischer oder organisatorischer Hinsicht. Ich habe wahnsinnig viel von meinem verstorbenen Mann gelernt und ihm auf der Bühne und im Umgang mit dem Ensemble usw. viel „abgeschaut“. Die Iberl Bühne ist mittlerweile mein Beruf, meine Berufung, mein Leben und ich werde damit das Lebenswerk meines Mannes in seinem Sinne weiterführen.

 

Das Ensemble hat in den letzten 10 Jahren immer wieder Zu- und Abgänge erfahren. Bedeutet dies auch ein ‚anderes‘ miteinander spielen?

 

Wir sind im Iberl eine große Familie: Jeder hilft jedem und es ist extrem wichtig, dass sich ein neuer Schauspieler gut in dieses Ensemble, diese Familie einfügt und bei uns viel Spaß an der Freude hat auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“. Meist bleiben unsere Schauspieler sehr lange bei uns und wir gewöhnen uns stark aneinander: Das macht auch die Stärke und den Teamgeist des Ensembles aus, das auf der Bühne quasi „blind“ aufeinander eingehen kann. Neue Kollegen bringen aber auch immer wieder frischen Wind rein, der auch wichtig ist für die Lebendigkeit und die immer wieder neue Note der Stücke.

'Hollerküacherl'  (© Foto Iberl-Bühne)
'Hollerküacherl' (© Foto Iberl-Bühne)

Die Stücke, die die Iberl-Bühne aktuell spielt, sind alle (bis auf die Grattler-Oper) aus der kreativen Feder von Georg Maier. Was haben Sie sich für die Zukunft überlegt?

 

Ich werde einerseits alte Stücke meines Mannes wieder Aufleben lassen: Er hat immerhin über 40 geniale Komödien geschrieben, eine anders als die andere. Außerdem habe ich noch ein komplett neues Stück von ihm in der Schublade, das zu gegebener Zeit auch zur Aufführung kommen soll. Darüber hinaus will ich auch in seinem Sinn und im Iberl Stil neue Wege beschreiten. Das wird sich mit der Zeit alles ergeben.

'Die drei´quartel Bier-Rebellion' (© Foto Iberl-Bühne)
'Die drei´quartel Bier-Rebellion' (© Foto Iberl-Bühne)
Raphaela, Georg und Georgia Maier (© Foto Iberl-Bühne)
Raphaela, Georg und Georgia Maier (© Foto Iberl-Bühne)

Die Iberl-Bühne ist ja kein klassisches Bauerntheater. Bei Ihnen weiß man am Anfang nicht, wie das Stück ausgeht. Es gibt auch nicht im klassischen Sinne ‚gut‘ und ‚böse‘. Auch der ‚Böse‘ hat bei Ihnen durchaus seine guten Seiten. Man könnte sagen, es ‚menschelt‘ schon sehr stark. Wird dem Menschen bei Ihren Stücken der Spiegel vorgehalten?

 

Ja auf alle Fälle: Georgs Figuren hatten alle eine lebendige Vorlage, sprich, er kannte sie vor dem Schreiben im richtigen Leben. Er hat urbayerische Typen auf die Bühne gebracht, denen er „aufs Maul geschaut“ hat. Dadurch wirkt alles so authentisch und ist gewissermaßen aus dem Leben gegriffen. Die Leute erkennen sich nicht zuletzt deshalb oft selber wieder in unseren Figuren oder aber sie sagen – im Bezug auf die Sprache – „ah so hod die Oma immer g´redt.“ 

'Sauber Brazzelt!' (© Foto Iberl-Bühne)
'Sauber Brazzelt!' (© Foto Iberl-Bühne)

Ihren Namen hat die Iberl-Bühne von der Gastwirtschaft Iberl in Solln. 1966 pachtete Georg Maier die Gaststätte. An seinem Stammtisch saßen die Alten und haben die Geschichten vom ehemaligen Gastwirt und zweiten Bürgermeister Josef Iberl, der wohl ein ziemlich wilder Hund gewesen sein muss, erzählt. Und Georg Maier – damals 25 Jahre jung – hat dort genau zugehört und es wird überliefert, dass dort einige Geschichten von Georg Maier entstanden sind, die die Iberl-Bühne dann aufgeführt hat, u.a. auch das Stück ‚Hollerküacherl‘?

 

Ja genau, auch die Stoffe für die Stücke sind aus dem Leben gegriffen. Oftmals war es nur eine Kleinigkeit, eine Anekdote oder Bemerkung, die dann Anlass für ein ganzes Stück war, das Georg weitergesponnen hat. Bei „Hollerküacherl“ war tatsächlich die Mehlspeise „Hollerküacherl“ (sollten Sie mal probieren) und das, was man mit dem Teig für Hollerküacherl anstellen kann, Anlass für das Erdichten eines Stückes. Aber mehr will ich an dieser Stelle lieber nicht verraten…Am besten selber anschauen bei unserem Gastspiel !!!

'Zuagricht, hergricht, higricht'  (© Foto Iberl-Bühne)
'Zuagricht, hergricht, higricht' (© Foto Iberl-Bühne)



                                                    Liebe Raphaela Maier

                                                    ich danke Ihnen für das tolle Gespräch!


 

 

Aus der Reihe G'schwätzt mit...